Der Leonhardiritt und der Leonhardiverein in Forst

Der Ursprung des Forster Leonhardiritts lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen. Glaubt man der Forster Sage „Das große Rossesterben" können die Anfänge des Rittes bis in die Zeit des Kaiser Friedrich Barbarossa (1180-1220) zurückgehen. Sicher ist jedoch, dass unter dem Wessobrunner Abt Leonhard den 1. (1443-1460) der Leonhardiritt in Forst abgehalten wurde. Dieser Abt ließ auch für Gottesdienste ein kleines Kirchlein errichten.
Wegen des großen Pilgerzustroms wurde das Kirchlein zum Heiligen Leonhard immer wieder erweitert.
Am 14.Mai 1726 legte Abt Tassilo Boelzl den Grundstein zur heutigen St. Leonhardskirche. Das Weihegebet aus dem Jahre 1717 das ebenfalls Abt Tassilo Boelzl verfasste, wird jedes Jahr zur Pferdeweihe verwendet. So wird seit Jahrhunderten jedes Jahr am 06. November das Patroziniumfest in Forst mit einem Fest-gottesdienst der Pferdeweihe und den dreimaligen Umritt um die St. Leohnhardskirche abgehalten. Früher ritt man durch die Kirche, wovon noch der zweite Eingang auf der Nordseite in der Kiche zeugt. Nur einmal in dieser ganzen Zeit durfte der Leonhardiritt nicht abgehalten werden. Dies war in der Zeit der Säkularisation (1803-1805), da Wallfahrtsritte von der Obrigkeit nicht mehr geduldet wurden. Doch die Forster Bauern standen damals im festen Glauben zum Heiligen Leohnhard zusammen und bezahlten sogar Strafgebühren um den Ritt aufrecht zu erhalten.
Als in den Jahren 1955-1960 die Mechanisierung in der Landwirtschaft mit Maschinen immer mehr zunahm und die Pferde aus den Ställen verdrängte, beschlossen damals Forster Bauern um den Schmiedemeister Johann Georg Sieber, einen Leonhardiverein zu gründen. So wurde dann am 19. November 1961 im Gasthaus zum Bayerischen Hiasl der Leonhardiverein Forst mi t 29 Vereinsmitgliedern gegründet. Damals mit einem Mitgliedsbeitrag von 2 Deutschen Mark. Zum 1. Vorstand wurde Schmiedemeister Johann Georg Sieber gewählt.
Dieser übte dieses Amt dann 35 Jahre hervorragend aus und prägte somit die Strukturen des heutigen Leonhardivereins. Seit dem Jahr 1996 leitet ganz im Sinne seiner Vorgänger folgende Vorstandschaft den Verein:
1.Vorstand: Andreas Ressler
2.Vorstand: Klement Kölbl
Kassier: Georg Bertl Schriftführer: Wolfgang Lindner Beisitzer: Hans Lindner
Ehrenvorstand: Johann Georg Sieber
Im Jahr 2008 zählt der Leonhardiverein 228 Mitglieder; der Mitgliedsbeitrag beträgt 3 Euro im Jahr. Besonderheit: kein Festzeichen Verkauf

„Und so wollen wir auch in Zukunft an dieser christlichen Tradition festhalten und diesen Patroziniumfest alljährlich am 06. November feiern."

 


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Das große Rossesterben

Eine Forster Sage, erzählt von Pfarrer Josef Gruber, aufgeschrieben von Toni Herb:

Es soll zu jener Zeit gewesen sein, als Kaiser Friedrich Barbarossa mit den Trümmern seines geschlagenen Heeres aus Welschland zurückkehrte. Da begab es sich, dass der Bauer vom Eckhof am Forst eines Morgens wegen einer Streitsache zum Pollinger Klosterrichter reiten musste.
Auf dem Heimweg über Weilheim überholte er kurz vor dem Stadttor einen haufen Krieger. „He Bauer", riefen sie ihn an, „magst uns ein paar Gäule abkaufen? Kannst sie billig kriegen."

Der Eckhofer besah sich sorgfältig die drei Pferde, die man ihm anbot. Er erkannte, dass sie von guter Rasse waren und glaubte, dass sie nur durch Hunger und Strapazen so sehr vom Fleisch und Feuer gekommen seien. Ohne lange zu handeln, zahlte er darum den geforderten, wie ihm schien, recht bescheidenen Kaufpreis. Doch seine Freude über diesen Erwerb war nicht von langer Dauer. Schon am folgenden Morgen lagen die neuen Pferde verendet im Stall.
Und einige Tage später erging es den übrigen ebenso. Nun hob ringsum ein großes Rossesterben.
In Schlitten, Kaltenbrunnen, Baltherszell, auf dem Wolfsof und in Prischlehen schleifte man jammernd die toten Pferde aus den Ställen. Weiter griff die fremde, heimtückische Seuche um sich, nach Pirkland, Rott, Peutingen, Polling und Weilheimb. Bald war zwischen Lech und Ammer kaum noch ein lebendes Pferd zu finden.

Da klopfte eines Abends am Eckhof ein Pilgersmann an und bat um ein Nachtlager.
Es wurde ihm gewährt und als er von dem Rösserverderben hörte, erzählte er, dass er aus Frankreich komme und von dort für seine Heimatkirche drüben im Böhmischen eine Reliquie vom heiligen Leonhard mitbringe. Voll Hoffnung brachte man die Kunde dem Abt von Wessobrunn.
Der ließ die Reliquie in feierlicher Prozession von Hof zu Hof tragen und siehe, die Seuche erlosch.

Zum Dank ließen die Forster von einem kunstbegnadeten Wessobrunner Mönch eine Figur des Pferdeheiligen schnitzen. Sie wurde reihum jeweils ein Jahr lang auf einem der Höfe aufbewahrt und immer am St. Leonhards-Tag in einem großen Umritt zum nächsten Hof gebracht.
Viele Wallfahrer kamen von nah und fern und als ihre Zahl immer größer wurde, erbaute man dem Pferdepatron ein Kirchlein. Es konnt bald die Menge der Wallfahrer nicht mehr fassen, weshalb es im 15. Jahrhundert jener Wessobrunner Abt, der als erster St. Leonhards Namen trug, erweiterte.
200 Jahre später vergrößerte sie Abt Bernhard abermals und 1726 legte Abt Tassilo den Grundstein zum heutigen Forster Gotteshaus.

 

Auf dem linken Seitenaltar in der Pfarrkirche St. Johann ist das Gemälde der „Mutter der Schönen Liebe" zu sehen, das sich einst in einer Kapelle in der Klosterkirche befand. Dieses von dem Laienbruder  Innozenz Metz in Prüfening bei Regensburg gemalte Bild, der Gottesmutter mit dem geneigten Haupt und einen Blütenkranz, brachte P. Placidus Angermayr um 1700 nach Wessobrunn.

Am 25. Oktober 1710 wurde von Papst Clemens XI. die Genehmigung zur Errichtung einer Bruderschaft erteilt. Nach Zustimmung durch den Augsburger Bischof konnte die Bruderschaft am 17. Mai 1711 gegründet werden. Ungewöhnlich rasch verbreitete sich die Bruderschaft in ganz Europa. Unterstützt wurde diese von den bayerischen Kurfürsten Max Emanuel und Karl Albrecht. Mitte des 18. Jh. hatte die Bruderschaft über 600.000 Mitglieder. Es entwickelte sich eine lebhafte Wallfahrt.
Bei der Säkularisation 1803 wurde das Gnadenbild in die Pfarrkirche gebracht.
Diese Bruderschaft ist die einzige, die die Säkularisation überlebt hat. Sie besteht auch heute noch mit ca. 200 Mitglieder.
Am ersten Sonntag im Monat August wird in einem feierlichen Gottesdienst mit anschleißender Prozession durch den Klosterhof und einer abendlichen Lichterprozession das Bruderschaftsfest begangen. Bis Mitte des 20. Jh. wurden anlässlich dieses Festes Verkaufstände, Fahrgeschäfte und Schießbuden aufgebaut. Dieses Fest war auch Anlass zur Einladung der auswärts lebenden Verwandten.
Seit einigen Jahren veranstaltet die Trachtenkapelle Wessobrunn – wenn es die Witterung zulässt – an diesem Sonntag ab Mittag ein Konzert mit Bewirtung im Hof des Klostergutes.


 

 
 
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